Am 25.01. war einiges anders im Schulgebäude der Voltaireschule Potsdam:
Schon in aller Frühe hatte der bildende Künstler Jost Löber vor dem Eingang der Schule seinen mobilen Schweiß-Arbeitsplatz eingerichtet; im nahegelegenen Klassenraum liegt Eisenschrott säuberlich auf dem Fußboden ausgebreitet. Darum herum sieht man zehn Schülerinnen und Schüler des 7. Jahrgangs, die dieses ungewöhnliche Material betasten und sorgfältig passende Teile für ihr individuelles Kunstwerk auswählen.
Ein Stockwerk darüber lauschen andere Kinder gebannt den Ausführungen des Filmregisseurs Jan-Caspar Hogerzeil und brennen darauf, die erhaltenen Tipps in einem eigenen spontanen Filmprojekt sofort umzusetzen.
In zwei weiteren Klassenräumen dieses Gebäudeteils betrachten Schülerinnen und Schüler kleine Dinge, die sie aus ihrer eigenen Lebenswelt mitgebracht haben, ganz nah mit einer Lupe und stellen eine „Erfahrungsbox to go“ bei Marion Mack her oder erstellen in der von Birgitta Aßhauer geleiteten Werksstatt hoch konzentriert Fensterbilder aus Papier.
In allen Werkstätten herrscht an diesem Vormittag volle Konzentration auf das eigene Schaffen. In der Werkstatt für kreatives Schreiben von Reglindis Rauca hört man nur das Geräusch, das Stifte auf Papier erzeugen. Hier sind Reflexionsprozesse in Gang gesetzt worden, die nun ihren Ausdruck in selbst geschrieben Texten finden.
Aber nicht überall geht es ganz so ruhig zu. Im Obergeschoss ist ein Raum ganz verwoben mit Seilen, Besucher der Werkstatt von Friedericke Maltz müssen sich hier in körperlich herausfordernder Art durch die Raumskulptur winden, die vorher von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Werkstatt gemeinsam geschaffen wurde.
Auch in der Papier- und Stempelwerkstatt von Gudula Polze steht das gemeinsame Herstellen von Kunstwerken im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler erfahren hier im sogenannten „Karussel-Verfahren“, wie bereichernd es sein kann, wenn man anderen in einem gemeinsamen Schaffensprozess in vertrauensvoller Atmosphäre das selbst begonnene Kunstwerk zur Vervollständigung übergibt.
Eifrig gearbeitet wird auch in der Plakatdruck-Werkstatt bei Kai Herse, die im benachbarten Kunstraum stattfindet. Der Künstler vermittelt hier die alte Technik des Holzdrucks, mit der die Siebtklässer von heute begeistert eigene Nicknames oder die ihrer YouTube-Vorbilder in ganz analoger Form zu Papier bringen. Im weiteren Verlauf des Vormittags beginnen sich die Schülerinnen und Schüler untereinander in den Werkstätten gegenseitig zu besuchen, da Pausen individuell festgelegt werden. Durch die Flure stürmen jetzt die Kinder, die sehr neugierig sind, was ihre Klassenkameraden in den anderen Werkstätten erschaffen.
Sehr bunt geht es auch zu in der Werkstatt der Berliner Künstlerin Alena Willroth. Hier setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dadaistische Weise mit ihrer eigenen Konsumwelt auseinander, indem mitgebrachte Einkaufstüten aus Plastik zerschnitten, neu zusammengesetzt und schließlich mit der Bügelpresse zu collagenartigen Kunstwerken verschmolzen werden.
Rein mit Naturmaterialien arbeitet dagegen Gabriele Küther-Staudler in der Filz-Werkstatt. Hier werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer stimmungsvollen Atmosphäre bei Kerzenschein und auf Filzunterlagen zunächst angeregt, über das eigene Element nachzudenken, um sich dann mit diesem kunsthandwerklich auseinanderzusetzen. Die Produkte können während einer Präsentationsphase in der Mittagszeit auch weitere Besucher bestaunen. Dies sind vor allem interessierte Lehrerinnen und Lehrer der Voltaireschule, die eine Pause während ihrer parallel stattfindenden Fortbildungsveranstaltung eingerichtet haben. Mit leuchtenden Augen zeigen nun die Schülerinnen und Schüler stolz ihre Kunstwerke und stehen ihrem staunenden Publikum für Fragen zur Verfügung.
Völlig aus dem Schulalltag herausgerissen ist man auch beim Besuch der Sinneswandel-Werkstatt von Thomas Bartel. In einem abgedunkelten Raum werden hier über Dia-Projektoren Glasscheiben projiziert, die zuvor von den Schülerinnen und Schülern in einem aufwändigen Prozess selbst hergestellt wurden. Nun tauchen die Siebtklässler quasi in ihre selbst erschaffenen Welten ein und verschmelzen mit ihrem Kunstwerk…
Einige Stimmen der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zum Projekttag:
Wie hat dir die Arbeit in deiner Werkstatt insgesamt gefallen?
Mit hat es richtig gut gefallen, weil wir eine richtig freundliche Künstlerin hatten und richtig viel Freiraum. (L.)
Sehr gut. Vor allem die Atmosphäre. (Ch.)
Gut, denn wir hatten viel Freiraum. (R.)
Das Ausprobieren war prima, weil viele tolle Ergebnisse dabei raus kamen.
Gut, es war sehr ruhig und lustig. (S.)
SUPER: Es war echt total interessant. (H.)
Sehr gut, weil man so kreativ sein konnte. (J.)
Sehr gut. Meine Erwartungen wurden erfüllt und ich habe ein tolles Ergebnis erzielt.
Ich fand es sehr schön, vor allem das Werkstattkarussel, weil man Erwartungen hatte, wie es aussehen soll, doch dann wurde es noch besser.
Was war für dich neu oder herausfordernd?
Etwas aus meinen Geschichten vorzulesen, das mache ich sonst nie. (Ch.)
Interessant war, dass es viele Schreibformen gibt.
Wir haben ein Werkstattkarussel gehabt (viele bearbeiten ein Bild). Das war für mich neu und hat mir gut gefallen. (E.)
Was hast du in dem Projekt über dich Neues erfahren?
… dass ich den wilderen „Einfach-Ausprobiern-Weg“ lieber mag. (L.)
… dass mein Schreibstil lockerer ist als der vieler anderer. (Ch.)
… dass ich auch grob zeichnen kann und mich mehr trauen sollte.
… dass ich meine Fantasie gut zeigen kann. (S.)
… dass ich doch ein bisschen künstlerisch begabt bin.
… dass ich viel Fantasie habe. (J.)
… dass ich 4 Seiten vollschreiben kann, wenn ich Spaß habe. (H.)
Ich habe gelernt, meine Bilder auch in andere Obhut zu geben und dass dann ein schönes Werk entsteht. (E.)
… dass doch viel Kreativität in mir steckt.
… dass ich sehr kreativ sein kann, auch wenn ich es in dem Moment nicht denke.
Ich habe mein Element erfahren.