Sieben finnische Brüder auf der Voltaire-Bühne
Vom 12.12. bis 14.12.2018 hatten wir sieben Schüler und drei Kolleginnen unserer finnischen Partnerschule – der Martinlaakson Lukio in Vantaa – zu Besuch. Am letzten Tag ihres Aufenthaltes präsentierten diese einen Auszug aus dem Buch "Die Sieben Brüder" (finnisch: Seitsemän veljestä) von Aleksis Kivi auf der Voltaire-Theaterbühne.
Der 1870 veröffentlichte Roman entwirft sehr gut ein Bild des damaligen finnischen Agrarstaates. Dieses urtümliche Leben schildert Kivi am Beispiel der sieben Brüder des Jukola-Hofs, die nach dem Tod ihrer Eltern in der Wildnis zu innerer Reife gelangen. Kivi nimmt hier Bezüge zum Reformator Finnlands, Michael Agricola, auf, mit dessen "ABC-Buch" auch seine sieben Brüder lesen lernen. Den Erfolg Finnlands bei der Pisa-Studie könnte man deshalb indirekt auf Kivi zurückführen.
Die finnischen Akteure brillierten mit hohem Körpereinsatz und starken Stimmen, was dem Publikum half, sich gut in der Geschichte orientieren zu können. Das Lernen des Textes, berichteten die Jungen, habe eine große Herausforderung für sie bedeutet, da dieser in alter finnischer Sprache verfasst sei. Die Spieler sind erst seit September Schüler der Schule und keine Theaterschüler. Sie wurden ausgewählt, da sie sich – im Vergleich zu den eher als scheu geltenden Finnen – auffällig laut durch das Schulhaus bewegten, so die Regie führende Lehrerin Maissi Salmi. Begleitet wurde das Spiel der Gruppe von Nick Günther, der als Erzähler fungierte, sowie Elisabeth Röbisch, welche die junge Nachbarin Venla gab.
Es war das dritte Mal, dass Schüler unserer finnischen Partnerschule bei uns aufgetreten sind. Erstmals präsentierte eine finnische Schülergruppe "Die Verlorene Ehre der Katharina Blum" (Heinrich Böll) auf Deutsch. Im Gegenzug haben Voltaire-SchülerInnen zwei Mal in Finnland gastiert.
Monika Kneifel-Grobler (FBL Theater, Text & Foto)