„Bild dir deine Meinung!“. Mit diesem Gedanken betraten wir am 23.06.16 das Axel-Springer-Haus in Berlin-Kreuzberg. Eingeladen wurden wir auf Grund einer Umfrage zum Thema Pressefreiheit von dem Journalisten Roman Eichinger, der uns voller Elan die Redaktion der „BILD am Sonntag“ (BamS) vorstellte.
Nachdem wir uns von dem unglaublichen Ausblick aus dem 15. Stock über ganz Berlin abwenden mussten, zeigte man uns die Redaktion der Zeitung. Da nur 60 Journalisten für die BILD am Sonntag arbeiten, sind die Büroräume vergleichsweise klein. Es gibt mehrere Konferenzräume und einen großen „Newsraum“, in dem sich Tischinseln zu den verschiedenen Bereichen der Zeitung befinden. Dort bekamen wir unter anderem die Möglichkeit, uns mit dem Mitarbeiter Alexander Blum zu unterhalten. Dieser erklärte uns, dass sie täglich über 15000 Fotos durchsuchen würden, nur um den passenden Eyecatcher zu finden.
Danach begann die Ressourcen-Konferenz, bei der alle Bereiche ihre geplanten Artikel für die kommende Ausgabe vorstellten. So bekamen wir einen Einblick in den Aufbau der Zeitung und in die kommenden Inhalte. Alle Mitarbeiter waren sehr freundlich zu uns, beantworteten uns Fragen und agierten auch sehr freundlich miteinander. Als die Konferenz abgeschlossen war, ging es weiter zur Übersicht der bereits fertigen Artikel und zu Inspirationen für weiterer Beiträge.
Zum Schluss hatten wir Zeit, eine Diskussion mit Roman Eichinger, Miriam Hollstein und dem stellvertretenden Chef-Redakteur Tom Drechsler zu führen. Es wurden Fragen zur Pressefreiheit gestellt und uns wurde eröffnet, dass es keine Zensur seitens der Regierung gebe. Stattdessen haben eher die Journalisten die Möglichkeit, mit ihren Texten Druck auf Politiker auszuüben. Dies erklärte uns Tom Drechsler an dem Beispiel des Artikels zum Konflikt der Soldatenbeerdigung, mit dessen Veröffentlichung sie unsere Bundeskanzlerin zum Besuch der Beisetzung brachten.
Drechslers Anekdoten aus seiner Laufbahn als Journalist ließen uns staunen uns schmunzeln. So ist zum Beispiel Angela Merkel am Ende eines jeden Interviews gespannt, was die Redaktion aus dem Interview macht. Sehr überraschend war auch der Fakt, dass alle geführten Gespräche später erneut von dem interviewten Partner überarbeitet werden. Doch unser Außenminister Steinmeier, von dem wir kompakte und flüssige Reden gewöhnt sind, macht dies nicht. Er überlegt sich die Sätze im Interview genauso, wie sie auch gedruckt werden, legt dafür dann aber auch ein bis zu fünf minütiges Schweigen ein. Für Interviews besuchten bereits viele weitere prominente Gäste die Redaktion.
Da wir anfangs viele Vorurteile gegenüber der BILD hatten, waren wir positiv überrascht. Trotz ähnlichem Konzept versucht sich die BamS durch seriösere Artikel immer weiter von der BILD und Sprüchen wie „BILD sprach zuerst mit dem Toten!“ abzugrenzen.
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass wir einen Besuch in der BILD-Redaktion nur wärmstens weiterempfehlen können.
Lea Buchholz, Helena Gärtner, Jule Schubert und Antonia Lücking, 10T1