Nasser#7Leben

Katzen haben sieben Leben, sagt man, doch wie oft kann ein Mensch die Mutter verlieren?

Ein Theaterstück über das verwickelte Leben von Nasser El-Ahmad, einem Muslim, dem eine harte Entscheidung vor die Füße gefallen ist. Sich selber finden oder Teil seiner Familie bleiben?

Der Islam ist im LER- und Religionsunterricht in der achten Klasse ein ziemlich breites Themenfeld. Dort, in der Schule, wird uns die Kultur relativ generell beigebracht, die Bräuche, die Rituale, die Religion ... Klar, fünfmal beten, mindestens einmal nach Mekka pilgern, Allah und der Koran. Doch wie ist das Leben als Muslim wirklich? Den Islam aus den Augen von Nasser zu sehen zu bekommen, war ein bereichernder Einblick in das, was nun mal nicht in Schulbüchern steht.

Der achte Jahrgang der Voltaireschule machte sich am 19.06.2024 auf den Weg ins GRIPS Theater in Berlin, um die Vorstellung “Nasser#7Leben” zu sehen. Die Anspannung ist spürbar, niemand weiß so richtig, was man erwarten soll. Als alle saßen, hieß es dann ..

Licht, Kamera, Action, Nasser.

Der 15-jährige Nasser El-Ahmad, der älteste Sohn einer kleinen muslimischen Familie in Berlin. Er ist der Stolz seines Vaters, der Prinz seiner Mutter und das Vorbild seiner kleinen Schwester. Doch eine bestimmte Selbstfindung sollte das alles ändern.

Nachdem Nasser von einer Feier zu spät nach Hause kam, obwohl sein Vater ihm doch eine feste Ausgangssperre vorschrieb, fing das Chaos in der Familie an. Sein Vater rastete aus, seine Mutter weinte. Es war nicht das erste Mal, dass sein Vater ihn geschlagen hatte, jedoch sollte es das letzte Mal sein. Nasser beschloss zu rennen, weg. Egal wohin, Hauptsache raus hier. Der Rucksack wurde gepackt und das Jugendamt aufgesucht.

Nicht lange danach wurde er von seinem Vater in eine Zwangsheirat getrickst, der er glücklicherweise entfliehen konnte, zurück zur Jugendhilfe zu seinem Betreuer Felix.

Aus seiner Wohngemeinschaft mit zwei weiteren Jugendlichen, wurde er wieder, diesmal von seiner Mutter, mit dem Versprechen, ihm seine Dokumente zu übergeben, zum Nachhausekommen überredet. Sie hatte ihm versichert, sein Vater wäre nicht zuhause, sie hatte gelogen.

Seine Mutter, die ihn bis jetzt immer beschützt und geliebt hat, ist ihm in den Rücken gefallen. Ein unerträglicher Schmerz. “Katzen haben sieben Leben, doch wie oft kann ein Mensch die Mutter verlieren?” Von der Geburt ihres Sohnes an, in einem neuen, fremden Land mit einer unbekannten Sprache, hatte sie ihn geliebt und beschützt. Dem Gefühl, nicht einsam zu sein, wenn ihr Ehemann arbeiten war, und dem Wunder, wie ein Kind ein Lächeln von anderen zieht, war nichts gleichzusetzen ... Doch verriet sie ihn wegen einer Sache, für die Nasser gar nichts konnte, trotzdem aber als “Missgeburt” dafür bezeichnet wurde ...

Nasser
Ein unfassbar emotionales Stück über die Geschichte eines Jugendlichen, der weder seine Familie noch sich selbst aufgeben möchte.

Hoffnung. Es gibt immer Hoffnung, ist die Nachricht dieses Stücks. Diese wurde deutlich und erfolgreich über die Bühne zum Publikum gebracht. Nicht nur für den LER-Unterricht war die Perspektive auf den Islam, die uns hier geboten wurde, günstig, sondern es war auch eine Erfahrung, die Gefühle in uns ausgelöst hat. Gefühle wie Empathie, Sympathie, Trauer und Verlust. Es hat uns zum Denken auf anderen Ebenen angeregt, uns die Augen weiter geöffnet.

Das Stück war, müsste ich es mit nur einem Wort beschreiben, mitreißend: Das realistische Schauspielern, die emotionale Musik, das alles hat dazu beigetragen, wirklich zu spüren. Das ist es doch, worum es geht, nicht? Zu spüren. Zu spüren, wie Nasser sich gefühlt hat, zu spüren, wie tausende andere Menschen sich gefühlt haben und auch zu spüren, wie unaufhaltsam und hoffnungsvoll Zusammenhalt ist.

Finanziell unterstützt hat uns der Förderverein mit einer sehr großzügigen Spende von 5,00 EUR pro Schüler für das eigentliche 6,00 EUR-Ticket. Ein großes Dankeschön geht an den Förderverein für diese Unterstützung!

Ema V., Klasse 8L (Text; Foto: Christin Altenkirch-Borchert)

Die Klassen 8L und 9L mit Klingender Kunst

Workshop und Werkstattkonzert am 03.06.2024 im Rahmen des Festivals intersonanzen im Potsdam Museum der Klassen 8L und 9L mit den Komponisten Martin Schneuing und Thomas Gerwin.

KK-1Das Projekt haben die Klassen 8L und 9L durchgeführt.

Wir, die Klasse 8L, haben zusammen mit Martin Schneuing ein Workshop rund um die Klingende Kunst gemacht.

Als Einstieg haben wir ausprobiert, welche Geräusche man mit seinem Körper machen kann. Als Gruppen konnten wir unsere eigenen Klangfolgen entwickeln. Das haben wir Body Percussion genannt, denn wir haben Geräusche mit dem Körper gemacht.

Insgesamt hat uns der Workshop sehr viel Spaß gemacht, und wir empfehlen es weiter. Der Auftritt ist gut gelaufen und es gab eine gute Kritik.

Die 9L hat Gedichte mit Geräuschen umgesetzt, die selbst oder durch Instrumente produziert wurden. Einmal wurde das Gedicht "Der Feuerreiter" und die Ballade "Der Knabe im Moor" vorgetragen.
Insgesamt haben wir viele Sachen gemacht, der Workshop war sehr vielfältig.

Caspar, Sam, Aviva und Sophie aus der Klasse 8L (Text; Foto: Claudia Herr)


Interview mit Daniel

Was hast du gelernt? – Ich habe gelernt, wie man den richtigen Rhythmus beibehält.

Was hat dir am meisten gefallen? / Daniels Highlight – Die Generalprobe, weil es toll zu sehen war, wie alles zusammen harmoniert.

Würdest du es denn nächsten Klasse weiterempfehlen? – Ja, weil es die Teamfähigkeit verbessert.

Verfolgt im Nationalsozialismus

Voltaires Abibac-Schüler zu Gast bei Esther Senot in der Französischen Botschaft

Am 04.06.2024 besuchten die 18 Schülerinnen und Schüler des bilingualen Histoire-Kurses aus dem 12. Jahrgang die Französische Botschaft in Berlin, um dort auf Esther Senot zu treffen. Madame Senot berichtete auf eindrückliche Art und Weise über ihre schrecklichen Erfahrungen als Jugendliche im Nationalsozialismus.

Senot_1 Als Esther Senot zwei Jahre alt war, zog die Familie von Polen nach Frankreich, um dort jenseits von Diskriminierung ein neues Leben anzufangen. Frankreich sei für sie immer ein Ort der Freiheit gewesen.

Als ihre Heimatstadt Paris schließlich im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Truppen besetzt wurde, flüchtete sie nach Bordeaux. Ihre Eltern, zuvor Opfer der Grande Rafle im Vélodrome d’Hiver, wurden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Ihr Schicksal führte sie durch verschiedene Stationen in Frankreich, bis auch sie am Ende verhaftet und über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert wurde.

Mit ihren Worten gelang es Esther Senot, das Ungreifbare greifbarer zu machen. Ihre Schilderungen vermittelten, was es hieß, einen täglichen Überlebenskampf zu führen und zu sehen, dass Menschen um sie herum diesen immer wieder verloren.

Am eindrücklichsten ist den Schülerinnen und Schülern das Wiedersehen mit Senots eigener Schwester im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung geblieben. Ein Wiedersehen, das nur von kurzer Dauer war, da die Schwester bereits so krank war, dass sie nur noch wenige Tage lebte.

Trotz des langen Schultags waren zahlreiche Schulen aus Berlin und Brandenburg am Abend in die Französische Botschaft gekommen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Schülerinnen und Schüler konnten Esther Senot im Anschluss an ihr bewegendes Zeugnis Fragen stellen. Ein Abend, der in Erinnerung bleibt und für unsere bilingualen Lerngruppen wieder eine Gelegenheit mehr, Geschichte aus erster Hand und aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Den anwesenden Schülern gab sie noch auf den Weg, dass für die junge Generation keinerlei Schuld bestünde, jedoch die Verantwortung, alles dafür zu tun, dass die Ereignisse der Shoah Vergangenheit bleiben.

M. Hübner (Lehrkraft Histoire; Fotos: Aurelia U., Jg. 12)

EU4U Europas Zukunft wählen

Auch in diesem Jahr stand die Voltaireschule wieder drei Wochen lang ganz im Zeichen Europas!

Die Wahlen zum Europaparlament am 09.06.2024, an dem erstmals auch 16-Jährige teilnehmen dürfen, stehen kurz bevor. Ganz in diesem Zeichen stand das diesjährige Motto, für das die Schulgemeinschaft auf Vorschlag unserer EU-Juniorbotschafterinnen und-botschafter gestimmt hatte: "EU4U – Europas Zukunft wählen!"

Bereits im Vorfeld des Europatags fanden dazu Diskussionsrunden mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments, aber auch Workshops zur Zukunft der EU statt (Bericht kann hier nachgelesen werden). Auch im Unterricht aller Klassen wurden fächerübergreifend europäische Themen besprochen.

Höhepunkt war dann unsere große Feier des Europatags (bei uns am 15.05. statt am 09.05.2024). Statt regulären Unterrichts gab es ein großes Marktplatz-Angebot dutzender Europaworkshops, -vorträge und -spiele von Schülerinnen und Schülern für Schülerinnen und Schüler.

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Besonders gut an kamen unter anderem die Tombola, das Wahl-O-Mat-Spiel, diverse EU-Quizze und das Angebot zu europäischen Sportarten. Stück für Stück konnte die EU-Flagge, die alle Schüler in Form einer Postkarte erhielten, mit goldenen Sternaufklebern zusammengesetzt werden.

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Der krönende Abschluss war am Mittag die Zeremonie auf dem Sportplatz für die gesamte Schulgemeinschaft. Friedrich und Lysander (10L) hielten eine flammende Rede über die Bedeutung Europas und darüber, was die Juniorbotschafter alles machen. Nach musikalischen Beiträgen der Schülerband, der Sing-my-Song-AG und von Matthes (7L) am Klavier wurden die Tombolapreise verliehen. Abschließend sangen alle Schüler gemeinsam die Europahymne "Ode an die Freude".

Die Juniorbotschafterinnen und -botschafter sowie R. Schwarzpaul (Text; Fotos: R. Schwarzpaul und G. Dannenberg)