Verfolgt im Nationalsozialismus

Voltaires Abibac-Schüler zu Gast bei Esther Senot in der Französischen Botschaft

Am 04.06.2024 besuchten die 18 Schülerinnen und Schüler des bilingualen Histoire-Kurses aus dem 12. Jahrgang die Französische Botschaft in Berlin, um dort auf Esther Senot zu treffen. Madame Senot berichtete auf eindrückliche Art und Weise über ihre schrecklichen Erfahrungen als Jugendliche im Nationalsozialismus.

Senot_1 Als Esther Senot zwei Jahre alt war, zog die Familie von Polen nach Frankreich, um dort jenseits von Diskriminierung ein neues Leben anzufangen. Frankreich sei für sie immer ein Ort der Freiheit gewesen.

Als ihre Heimatstadt Paris schließlich im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Truppen besetzt wurde, flüchtete sie nach Bordeaux. Ihre Eltern, zuvor Opfer der Grande Rafle im Vélodrome d’Hiver, wurden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Ihr Schicksal führte sie durch verschiedene Stationen in Frankreich, bis auch sie am Ende verhaftet und über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz deportiert wurde.

Mit ihren Worten gelang es Esther Senot, das Ungreifbare greifbarer zu machen. Ihre Schilderungen vermittelten, was es hieß, einen täglichen Überlebenskampf zu führen und zu sehen, dass Menschen um sie herum diesen immer wieder verloren.

Am eindrücklichsten ist den Schülerinnen und Schülern das Wiedersehen mit Senots eigener Schwester im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung geblieben. Ein Wiedersehen, das nur von kurzer Dauer war, da die Schwester bereits so krank war, dass sie nur noch wenige Tage lebte.

Trotz des langen Schultags waren zahlreiche Schulen aus Berlin und Brandenburg am Abend in die Französische Botschaft gekommen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Schülerinnen und Schüler konnten Esther Senot im Anschluss an ihr bewegendes Zeugnis Fragen stellen. Ein Abend, der in Erinnerung bleibt und für unsere bilingualen Lerngruppen wieder eine Gelegenheit mehr, Geschichte aus erster Hand und aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Den anwesenden Schülern gab sie noch auf den Weg, dass für die junge Generation keinerlei Schuld bestünde, jedoch die Verantwortung, alles dafür zu tun, dass die Ereignisse der Shoah Vergangenheit bleiben.

M. Hübner (Lehrkraft Histoire; Fotos: Aurelia U., Jg. 12)