Voltaire-Schüler stürmen den Landtag
Und wieder wollten Schüler der Voltaire-Schule in Potsdam eine Kantine belagern, um mit einem Protestessen auf die "katastrophale Situation" bei der Essenversorgung der Schule aufmerksam zu machen. Am Mittwoch traf es den Landtag.
Von Rainer Schüler
Potsdam. Mehr Volk sah der Landtag im Dienstbetrieb noch nie: Rund 250 Schüler der Voltaire-Schule füllten am Mittwoch das Foyer des Landesparlaments am Alten Markt. Mit einem Protestessen in der Landtagskantine wollten sie auf die "katastrophale Situation" bei der Essenversorgung der Schule aufmerksam machen, die rund 900 Schüler hat, aber nur 150 Plätze in der Mensa. Da heißt es anstehen in der Mittagspause, die für viele vergeht, ohne dass sie drangekommen sind.
Das hätte es auch bedeutet, wenn die versammelte Schülerschaft auch noch die Kantine des Landesparlaments geentert hätte, doch ließ der CDU-Abgeordnete Henryk Wichmann nur jene 30 Schüler per Fahrstuhl hoch in die Kantine fahren, die dafür angemeldet waren. Wichmann nahm aber gerne eine Petition an den Ausschuss entgegen, den er leitet, und versprach, sie eilig zu behandeln. Schließlich gab es vor einem Jahr auch schon eine solche Petition, und der Ausschuss glaubte der Stadtverwaltung, jetzt werde was passieren. Passiert ist nichts.
Neubau ab 2018
Kann es auch nicht, sagte Stadtsprecher Markus Klier am Mittwoch und verwies erneut auf den Schulentwicklungsplan für die Jahre von 2014 bis 2018. Ihm zufolge ist der Turnhallenneubau der Voltaire und damit der Abriss und der Neubau der Mensa "ab 2018" in die Planung aufgenommen. "Schon die Planung kostet Geld", sagte Klier. Wann dann tatsächlich gebaut werden kann, wisse niemand. Für die gesamte Baumaßnahme seien Investitionen von rund 8,77 Millionen Euro vorgesehen.
Dabei ist der Mensa-Neubau nur eine Folge des Turnhallenneubaus, der zwingend ist, weil die aktuelle Halle zu klein ist für die Nutzung durch die Voltaire- und die Max-Dortu-Grundschule. Ein Hallenneubau aber muss auf dem Gelände der jetzigen Mensa erfolgen, die abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen ist.
"Essensgutscheine" und Süßes von der CDU
Das alles war am Mittwoch im Landtag kein Thema. Die CDU verteilte "Essensgutscheine" mit einem Snickers-Riegel drauf, und Wichmann geriet ganz öffentlich in Rage: "Es kann doch nicht sein, dass uns die Schüler hier jede Woche überrennen, nur weil der OB Jakobs diese Mensa nicht bauen kann." Es sei "nicht nachvollziehbar, dass es in einer so großen und prächtigen Stadt nicht möglich ist, dass die Schüler essen können", sagte Wichmann: "Es muss in absehbarer Zeit etwas passieren."
In der Mensa essen offenbar die meisten Abitur-Schüler nicht. "Es können nie alle gleichzeitig essen", erklärte Moritz Rütenik, stellvertretender Schülersprecher. Tony Lerbs aus der 12. Klasse etwa setzt die 3,20 Euro Mittagskosten lieber beim Döner in der Brandenburger Straße ein, und Leander Bichelmeier war das letzte Mal in der 5. Klasse in der Mensa essen.
Das Mensa-Problem der Voltaire-Schüler
- Die Größe der Ende der 1970er Jahre gebauten Mensa übertrifft nach Angaben des Presseamtes der Stadt sogar die aktuellen Raumbedarfsempfehlungen des Landes für Mehrzweckräume dieses Schultyps.
- Baulich gebe es viel problematischere Objekte in der Potsdamer Schullandschaft, sagt Pressesprecher Markus Klier. Die problematischeren Fälle müssten zuerst gelöst werden.
- Um die Situation beim Schulessen in der „Voltaire“ zu entkrampfen, müsse es anders organisiert werden. Hier wird auf den Umstand verwiesen, dass ein Teil der Mensa für Unterricht statt zum Essen genutzt wird.
- Die Schule besteht aber auf der Unterrichtsfläche in der Mensa.
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