Startschuss für digitale schwarze Bretter

Schule/Wirtschaft

IHK

Offizieller Startschuss für die digitalisierte Berufsorientierung an Schulen mit IHK-Karriere-Monitoren: Die Industrie- und Handelskammer Potsdam hat in der Voltaire-Gesamtschule in Potsdam eines der ersten von insgesamt 45 „digitalen schwarzen Brettern“, sogenannte Karriere-Monitore, an Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien im Kammerbezirk offiziell in Betrieb genommen. Per Monitor und der dazugehörigen App wird zur beruflichen Bildung informiert. Damit unterstützt die IHK Potsdam junge Menschen bei ihrem Karrierestart und damit die regionale Wirtschaft.

"Die Schülerinnen und Schüler sowie auch die Eltern sehen so aus erster Hand die Chancen, die ihnen die regionale Wirtschaft bietet: Ausbildungsplätze, Pratikumsbetriebe und Karrieremöglichkeiten in der Berufswelt. Wir spielen dort auch die Termine von Ausbildungsmessen ein und geben bekannt, wann wir wo vor Ort sind. Wir schlagen übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Schulen selbst nutzen die Monitore ebenfalls - für Informationen über Stundenpläne und Vertretungsstunden, zu Arbeitsgemeinschaften oder Klassenfahrten. Über die APP, die auf jede Schule zugeschnitten ist, geht das rund um die Uhr. Wir versprechen uns davon eine noch bessere Berufsvorbereitung, um der regionalen Wirtschaft bei der Lösung der Fachkräftefrage aktiv zu helfen."

Das sagte IHK-Präsident Peter Heydenbluth vor dem symbolischen Knopfdruck und wünschte allen gutes Gelingen.

DSB1 Den Start verfolgt haben neben Schülerinnen und Schülern und dem IHK-Präsidenten Peter Heydenbluth ebenfalls Benny Schurig, stellvertretender Schulleiter der Voltaire-Gesamtschule; Schulrat Eckhard Dörnbrack; Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam; Wolfgang Spieß, Geschäftsführer Bildung der IHK Potsdam sowie Dietmar Weiberlenn, Stadtverwaltung Potsdam, Bereichsleiter Bildung Potsdam.
Insgesamt geplant sind die 45 Karriere-Monitore in folgenden Städten und Landkreisen:

Potsdam: 10; Teltow-Fläming: 7; Potsdam-Mittelmark: 8; Havelland und Brandenburg an der Havel: 5; Oberhavel: 8; Ostprignitz-Ruppin: 4; Prignitz: 3

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Viele Blätter für ein besseres Miteinander

Wunschbaum für Toleranz in Potsdam

Voltaire-Schüler haben ihren Wunschbaum für Toleranz im Potsdamer Rathaus aufgestellt. Dort ist er bis zum Advent zu sehen – und weiter zu spicken. Rathausbesucher sind aufgerufen, zu Stift und Papier zu greifen und ihren Ideen für ein besseres Miteinander freien Lauf zu lassen. Die Stadt prüft nach dem Abbau die Wünsche auf ihre Umsetzbarkeit.

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Von Martin Weigle

Potsdam. „Es ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit, dass ein Baum noch so viele Blätter trägt“, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als er im Foyer des Potsdamer Rathauses den Wunschbaum für Toleranz erblickt. Die bunten Zettel, die das Laub darstellen, sind mit Büroklammern an die Holzkonstruktion angeheftet. Auf jedem einzelnen ist ein Wunsch für ein besseres Miteinander in der Landeshauptstadt vermerkt.

Politische Bildung und Bummel im Baumarkt

Angefertigt haben den Baum Schüler der 13. Klasse der Voltaire-Gesamtschule. Sie haben die Idee im Rahmen des Kurses „Politische Bildung“ entwickelt. Lehrer Gordon Schwedt hat den Jugendlichen dabei völlig freie Hand gelassen. Sie sollten sich eigenständig an das Thema soziale Ungleichheit heranwagen. „Wir haben gemeinsam über verschiedene Ideen und Möglichkeiten diskutiert“, sagt Jonas Alhorn, einer der Schüler. Der Wunschbaum sei dann der Vorschlag gewesen, auf den sich alle 18 Kursteilnehmer einigen konnten. Anschließend haben sie die Materialien im Baumarkt besorgt und daraus ihren Baum gebastelt.

Beim 10. Fest für Toleranz im September – es stand unter dem Motto „Ankommen, Zusammenkommen, Willkommen in Potsdam“ – hat die Gruppe das Projekt zum ersten Mal vorgestellt und bei den Festbesuchern weitere Wünsche gesammelt. Der Baum war zu diesem Zeitpunkt noch relativ kahl, bekam aber an diesem Tag sein mächtiges Blattwerk. Zu viele Zettel hängen an den Ästen und Zweigen, als dass auf den ersten Blick einzelne Wünsche erkennbar wären. Erst bei näherem Hinsehen sind die Bitten nach mehr Respekt, nach Chancengleichheit und Bildung lesbar.

Für mehr Verständnis und bessere Kommunikation

Die Schüler selbst haben ähnliche Wünsche an den Baum gehängt. Natascha Wegat etwa sieht den Schlüssel zu mehr Toleranz in gegenseitiger Kommunikation: „Wir haben so viele technische Möglichkeiten miteinander zu kommunizieren, warum werden diese nicht genutzt?“, fragt die Schülerin. Sehr wichtig ist der 18-Jährigen dabei, dass auch Vertreter der jüngeren Generationen häufiger gehört werden. Ihr ein Jahr älterer Mitschüler Till Nehls wünscht sich eine noch intensivere Zusammenarbeit mit Migranten, um das gegenseitige Verständnis zu verbessern.

Die verschiedenen Ansätze lassen Oberbürgermeister Jakobs und die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller (Linke), staunen. Es sei noch nicht abzusehen, inwieweit die Wünsche umgesetzt werden können, aber man werde sich damit auseinandersetzen, versichern die beiden. Der Baum werde jedenfalls bis zu seiner Ablösung durch einen Weihnachtsbaum im Rathaus-Foyer stehen leiben, versprach Jakobs. Solange werden dort auch Zettel und Stifte ausgelegt, so können sich Rathausbesucher an dem Projekt beteiligen und selbst Wünsche aufschreiben.

Die Wunschzettel werden nach dem Abbau thematisch sortiert und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Dazu sollen dann auch die Voltaireschüler wieder ins Rathaus kommen.

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Personalisiertes Lernen mehr Bildungsgerechtigkeit mit digitalen Medien?

Noch vor zehn Jahren hoffte man, die Digitalisierung der Schule würde zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass der technische Zugang allein nicht ausreicht, um benachteiligte Schülerinnen und Schüler zu fördern. Wie digitale Medien zu mehr Chancengleichheit beitragen können, zeigt das Beispiel aus einer der Werkstattschulen.

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In der elften Klasse der Voltaireschule in Potsdam, einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, dreht sich heute Morgen alles um das Thema Aufklärung. Die SchülerInnen und Schüler arbeiten in kleinen Gruppen an ihren Tablets – bald werden sie Nathan der Weise lesen, vorher sollen sie die Epoche kennenlernen. Deutschlehrer und Oberstufenkoordinator Björn Nölte hat dafür verschiedene Aufgaben vorbereitet. „In der 11. Klasse kommen bei uns sehr unterschiedliche Schüler zusammen: Die aus unseren eigenen zehnten Klassen, besonders leistungsstarke Schüler von verschiedenen Oberschulen aus der Region, die doch Abitur machen wollen, teilweise aber auch Schülerinnen aus anderen Ländern, die dann sprachbenachteiligt sind.“ Um den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden, stellt Björn Nölte für jeden passende Materialien zusammen. Auf der kostenlosen Lernplattform Google Classroom können die Lernenden ihre personalisierten, dem eigenen Leistungsniveau angepassten Aufgaben sehen und bearbeiten, ohne dass Björn Nölte „diffamierend ansagen muss, wer welche Aufgabe bekommt.“

Individuell fördern mit unterschiedlichen Lernaufgaben

Während Lucas und Marie eine Präsentation für die Klasse vorbereiten, beantwortet eine andere Gruppe schriftlich Fragen zur Aufklärung. Auf Björn Nöltes Tablet sind sie direkt im Arbeitsprozess einsehbar – so kann der Deutschlehrer den Lernstand seiner SchülerInnen und Schüler viel besser diagnostizieren, als das analog möglich wäre. Mladen aus Serbien ist neu an der Voltaireschule. Er kann zwar schon ein bisschen Deutsch sprechen, aber weniger gut lesen und schreiben. In seinen Account hat Björn Nölte daher einen sprachlich vereinfachten Text hochgeladen, die Antworten auf die Verständnisfragen soll Mladen als Audiodateien einreichen – so wird die Sprachbarriere durchbrochen.

Jeden mitnehmen

Die Kunst sei es, beim personalisierten Lernen die Dynamik in der Klasse nicht aus den Augen zu verlieren, erklärt Björn Nölte nach der Stunde: „Die Crux beim Differenzieren ist immer, dass die Schere noch weiter auseinandergeht. Dass die Leistungsstarken schon über alle Berge sind, während die Leistungsschwächeren noch an den Grundlagen herumdümpeln.“ Andererseits habe Mladen so die Möglichkeit gehabt, der Präsentation der anderen zu folgen, so Nölte weiter. „Weil er auf seinem Sprachniveau schon etwas über das Thema verstanden hatte. Ansonsten wäre er ausgestiegen. Natürlich sind jetzt nicht alle auf demselben Leistungsstand, aber man hat die Chance, alle Schüler mitzunehmen.“

Weniger konsumieren, mehr gestalten

Zu mehr Chancengleichheit in der (digitalen) Bildung gehört aber mehr als eine individuelle Förderung im Unterricht. Eine wichtige Rolle spiele vor allem eine Medienkompetenz für den Alltag, sagt Sandra Liebender von der Stiftung Digitale Chancen. „Das Smartphone ist mittlerweile in allen Teilen der Gesellschaft angekommen. Studien belegen aber, dass Kinder und Jugendliche digitale Medien überwiegend konsumierend nutzen.“ Wenn sie lernen, digitale Medien gestaltend anzuwenden, indem sie beispielsweise digitale Collagen und Animationen herstellen oder erste Programmiererfahrungen machen, eröffnen sich ihnen neue Möglichkeiten der Teilhabe. „Gerade jungen Menschen aus ökonomisch oder sozial benachteiligtem Umfeld ist oft nicht bewusst, dass sie auf diese Weise die Gesellschaft mitgestalten können. Dafür brauchen sie kreative Erfahrungsräume und Angebote, die sie nicht alle zu Hause oder in der Schule bekommen“, so Sandra Liebender weiter. Deswegen arbeitet die Stiftung Digitale Chancen zusammen mit MultiplikatorInnen aus dem außerschulischen Bildungsbereich z. B. in Jugendclubs oder Stadtbibliotheken, um die Medienkompetenz von Jugendlichen zu stärken.

Medienbildung im Schulkonzept

Dass alle Schülerinnen und Schüler einen kreativen und reflektierten Umgang mit digitalen Medien erst einmal lernen müssen, wissen auch Björn Nölte und seine KollegInnen an der Voltaireschule in Potsdam. Von Anfang an, also ab der fünften Klasse, gibt es an der Werkstattschule daher das Fach Medien und Kommunikation. „Da geht es um Kommunikationstheorie und den kritischen Umgang mit digitalen Medien. Das Fach gehört bei uns zur schulischen Sozialisation dazu und geht bis zum Abitur“, betont Oberstufenkoordinator Björn Nölte. Wichtig sei bei aller Offenheit für die Arbeit mit digitalen Medien aber auch eine kritische Haltung unter den Lehrkräften: „Dass die pädagogischen Konzepte im Vordergrund stehen und sie nicht alles mitnehmen, was auf den Markt kommt.“

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Mathe mal anders und vor allem mit Spaß

Potsdamer Voltaire-Schule beschreitet neue Wege

Von Finnland lernen heißt rechnen lernen: So ähnlich könnte man beschreiben, was die Potsdamer Voltaire-Gesamtschule gerade erprobt. „Mathematiika“ heißt das Konzept, mit dem Schüler der 11. Klasse in Mathematik unterrichtet werden. Dabei sind die Lehrer eher Begleiter denn Pauker, denn die Schüler erarbeiten sich ihr Wissen auf eigene Faust – und sind voll des Lobes.

Von Nadine Fabian

Innenstadt. Wer sich auf einem Pausenhof umhört, bekommt schnell den Eindruck, dass Mathe ein ziemlich übler Bursche ist. Und das ist nicht nur bei Schülern so. „Es ist gesellschaftlich anerkannt, dass man Mathematik nicht kann, dass man Mathematik ablehnt“, sagt Lena Florian. „Das wollen wir ändern.“

Lena Florian ist Lehrerin an der Potsdamer Voltaire-Gesamtschule und betreut gemeinsam mit ihrem Kollegen Sebastian Grabow das vom Unterricht an der finnischen Partnerschule inspirierte Modell „Mathematiika“. Dabei bringen sie Schülern der 11. Klassen lineare, quadratische Funktionen und Co. anders nahe als es hierzulande an den meisten Schulen üblich ist: Sie lassen die Schüler einfach selbst machen. Kann nicht klappen? „Klappt aber“, sagt Sebastian Grabow. Bei Mathematiika geht es kurz gefasst darum, dass sich die Schüler in Freiarbeit selbst Informationen beschaffen und Wissen aneignen. Die Lehrer unterstützen sie, erklären ihnen Dinge, wo es nötig ist, beantworten ihre Fragen und motivieren sie, wenn doch mal die Lust auf Mathe abhanden kommt.

Lehrplan, Noten, eigene Wege

Mathematiika ist an den Lehrplan gebunden, jedoch entscheidet jeder Schüler innerhalb dieses Rahmens selbst, was er sich wann und wie aneignen möchte. Das Pensum ist dabei in Module strukturiert, die die Lehrer zu Beginn des Schuljahres vorstellen: So bekommen die Schüler einen Überblick und sehen, was wie viel Raum einnimmt. Zu jedem Thema gibt es drei Zugänge: den Leser, der zum Beispiel auf Bücher setzt, den Seher, der mit Videos arbeitet, und den Forscher, der sich ein Thema zum Beispiel über Spiele und Forschungsaufträge ertüftelt. Die Schüler können jederzeit zwischen den Zugängen wechseln und in dem Tempo arbeiten, das ihnen liegt.

Alle Mathematiika-Schüler erhalten Noten und beenden die Module mit denselben Tests. Innerhalb eines Moduls hat jeder eine zusätzliche Leistungsbeurteilung abzulegen: Ob Rollenspiel, Lern-Landkarte oder Vortrag – die Art ist frei wählbar.

Ein besseres Mathe-Verständnis und ein besseres Mathe-Verhältnis

Dass Mathematiika klappt, sagen auch die Schüler. Sie schätzen vor allem die offene Lernatmosphäre. „Ich will da jetzt nicht hin – das Gefühl hatte ich früher oft, wenn ich in den Mathe-Unterricht musste“, sagt Maÿlis Schneider (18). Das sei nun schon lange nicht mehr so. Sie sei entspannter und habe ein besseres Verständnis für die Mathematik entwickelt. Ähnlich geht es den Jacob Kayser (16): „Früher hieß es: Die Formel gilt und deshalb wendet ihr sie an. Ich habe mir immer die Frage gestellt: Warum denn? – Jetzt habe ich das Warum, den Hintergrund verstanden.“

Die Universität Potsdam begleitet Mathematiika und evaluiert das Konzept. Nach den Sommerferien beginnt auch eine 8. Klasse mit Mathematiika. Die Kurse aus der jetzigen Jahrgangsstufe 11 bleiben dem Konzept bis zum Abitur treu.

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