Kein Schulessen Mensa zu klein

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Protest wegen zu kleiner Mensa

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Von Erik Wenk

Innenstadt – Baufällig, ungeheizt und zu klein: Die Mensa der Voltaire-Schule Potsdam ist für Schüler, Lehrer und Eltern seit vielen Jahren ein Ärgernis, denn das einst für 130 Personen errichtete Gebäude muss für alle der rund 900 Voltaire-Schüler reichen. Nun richteten die Elternvertreter der Schule einen Brandbrief an die Stadtverwaltung, die Schüler selbst kündigten an, in den kommenden Tagen aus Protest in großer Zahl in der Kantine des Rathauses zu essen.

Bei kürzlichen Begehungen der Feuerwehr und des Gesundheitsamtes wurden etliche bauliche Mängel sowie ungenügender oder fehlender Brandschutz festgestellt: „Die Heizungen sind nicht regulierbar, die Fenster können nicht geöffnet werden, es gibt keine Kennzeichnung der Fluchtwege“, zählt Schulleiterin Karen Pölk auf. Stadtsprecher Markus Klier bestätigt, dass Mängel festgestellt wurden: „Zwischenzeitlich wurden diese bereits beseitigt und werden auch weiterhin durch kleinteilige Maßnahmen beseitigt.“ Augenmerk liege dabei auf dem Brandschutz, so Klier.

Das ist Eltern, Schülern und Lehrern zu wenig, sie fordern einen baldigen Neubau; der Architekt und ehemalige Elternvertreter Rolf Jaster stellte am Mittwoch Entwürfe für einen Neubau vor, der eine Mensa mit 414 Plätzen sowie eine Aula mit 400 Plätzen vorsieht. Die Kosten lägen bei circa acht Millionen Euro. Über den Termin für Abriss und Neubau der Mensa sowie einer Turnhalle soll laut Schulentwicklungsplan jedoch frühestens 2018 geredet werden, so Klier: „Zusammen mit dem Sporthallenneubau sind hier Investitionen von 8 768 000 Euro geplant.“

Die Voltaire-Schule an der Lindenstraße ist kein Einzelfall: Klier bestätigt, dass nach neuesten baulichen Standards derzeit zwölf Potsdamer Schulen Sanierungsbedarf haben.

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Smartboard statt Lenin

In 20 Jahren ist die Voltaire-Gesamtschule zu einer der erfolgreichsten der Stadt geworden. Heute wird gefeiert

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Von Sarah Kugler

Innenstadt - Voltaireschüler haben viel zu tun: Sie dürfen Opfern des Nationalsozialismus ihre Persönlichkeit zurückgeben, regen Austausch mit sieben verschiedenen Ländern betreiben, virtuelle Hefter anlegen und sich gegenseitig im Balladenschreiben übertrumpfen. Den Schülern der Gesamtschule in der Lindenstraße werden Möglichkeiten geboten, Kompetenzen über das Lehrplanwissen hinaus zu erwerben. Am heutigen Freitag feiert die Schule den 20. Jahrestag ihrer Namensgebung mit einem großen Hoffest, zu dem nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer, sondern auch Ehemalige und interessierte Gäste eingeladen sind. Neben vielen Programmpunkten und kulinarischen Angeboten soll dabei auch auf die Schulgeschichte zurückgeblickt werden.

Und die ist lang, wie Schulleiterin Karen Pölk erzählt. „Wenn man es genau nimmt, geht unsere Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurück“, sagt sie. „Schließlich sind wir aus der ,Höheren Bürgerschule für Knaben’ erwachsen.“ Diese zog 1835 in die damalige Waisenstraße 37 ein, was heute wohl der Dortustraße entspricht und somit die Adresse ist, in die am 1. September 1950 die Schule 9 einzog. Aus der Grundschule mit acht Jahrgangsstufen wurde später die heutige Gesamtschule. Im November 1950 erhielt sie den Namen „Geschwister Scholl“, im Jahr 1957 wurde sie zu einer Mittelschule mit polytechnischem Unterricht erweitert. Im Jahr 1980 konnte ein neu errichtetes Gebäude in der damaligen Otto-Nuschke-Straße, der heutigen Lindenstraße, bezogen werden. Die Grundschule bezog den westlichen Teil, die Polytechnische Oberschule den östlichen. Mit dem Umzug war auch ein neuer Name verbunden: Die Schule hieß nun „W.-I.-Lenin Oberschule mit erweitertem Russischunterricht“. „An dem Standort stand sie nun auch noch in der Traditionslinie des ,Großen Militärwaisenhauses’“, so Pölk. „Teile des heutigen Schulgeländes gehörten nämlich dazu.“

Im Jahr 1990 wurden die Oberstufen der Grund- und Oberschule zur „Gesamtschule 9 mit Sekundarstufe I und II“ zusammengeführt. Im Juni 1993 übernahm Ortrud Meyhöfer die Leitung der Schule, die ein Jahr später den Namen des französischen Philosophen Voltaire erhielt. Unter Meyhöfers Leitung wurde die Gesamtschule saniert und etablierte sich zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Schulen der Stadt. „Die Ergebnisse der Schulvisitation zeigen es bis heute“, so Pölk, die 2011 die Schulleitung übernahm. „Wir sind zu einer der besten Schulen Brandenburgs gekürt worden.“

Derzeit arbeiten 80 Lehrer und elf Referendare an der Schule. 920 Schüler lernen in der Gesamtschule, davon allein 400 in der Oberstufe. Unter dem Motto „Alles unter einem Dach“ bietet sie das Abitur nach 12 oder 13 Jahren. Es gibt Ganztagsangebote für die Jahrgänge 5 bis 8, teilweise auch 9 und 10.

Mit zahlreichen Projekten hat sich die Voltaire-Gesamtschule in den letzten 20 Jahren immer wieder hervorgehoben: So wurde 2006 die Biografiearbeit zu den Stolpersteinen gestartet, die an Menschen erinnern, die zur Zeit des Nationalsozialismus ermordet, vertrieben oder deportiert wurden. Seit 2011 bieten Schüler dazu auch Führungen an. Mit Schulen in Finnland, Israel, Frankreich, der Türkei, der Schweiz, Schweden und Spanien werden intensive Partnerschaften gepflegt. „Gerade der Kontakt zu den fremden Ländern beeindruckt die Schüler immer wieder sehr“, sagt Schulleiterin Pölk. „Sie verbessern dabei nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern lernen auch andere Kulturen und Lebensumstände kennen.“ Den unter der ehemaligen Deutschlehrerin Erika Kiesant gewachsenen Voltaire-Literaturwettbewerb gibt es heute nicht mehr. „Dafür haben wir inzwischen einen einwöchigen Balladen-Wettstreit und die Englischkurse veranstalten einen Poetry-Slam“, so Pölk. Langfristig ist in die Richtung ein neues Fach mit dem Namen „Werkstatt ästhetische Bildung“ geplant, das Komponenten aus Deutsch, Kunst, Musik, Medienkommunikation und Darstellendem Spiel vereint. „Das Genehmigungsverfahren läuft noch“ erklärt Pölk, die selbst Lehrerin für Geschichte, Deutsch und Darstellendes Spiel ist. Geplant sei es für das nächste Schuljahr. Aber auch logisches Denken komme mit der Mathe-Olympiade oder dem Sudoku-Wettbewerb nicht zu kurz. In besonderer Erinnerung sind ihr auch Gäste wie der ehemalige Ministerpräsident Matthias Platzeck und der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz geblieben, die mit den Schülern 2013 eine Podiumsdiskussion über Europapolitik geführt haben.

Darüber hinaus versucht die Schule immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein, wie sie sagt. Bereits jetzt arbeiten die Lehrer mit sogenannten Smartboards, virtuellen Tafeln, auf die Präsentationen und Arbeitsschritte direkt vom Tablet oder PC übertragen werden können. Mit der Lernplattform Moodle werden außerdem virtuelle Hefter angelegt, Unterrichtsmaterialien gestellt und somit auch Vertretungsstunden erleichtert. Ein weiteres Zukunftsprojekt ist der Ausbau der Mensa, die viel zu klein für die große Schülerzahl ist und zudem noch stark sanierungsbedürftig. Wie die PNN berichteten, müssen die Schüler dort derzeit in Schichten essen gehen.

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