Voltaire lebt Europa! Wir sind Europaschule!

Rede der Europa-Botschafter Stefan und Afou anlässlich der Verleihung der Auszeichnung "Europaschule des Landes Brandenburg" am 06.10.2021

Sehr geehrte Frau Nix, sehr geehrte Frau Büttner, sehr geehrte Frau Dr. Gnadt,
sehr geehrte Schulleitung, liebe Lehrer und Schüler,

die Übergabe der Plakette, die uns künftig als Europaschule des Landes Brandenburg auszeichnen wird, ist uns als Voltaireschule Potsdam, eine besondere Ehre.

ES-06Die Idee und der Gedanke der Europäischen Gemeinschaft, der Solidarität und der Toleranz wären sicher im Sinne des berühmten Philosophen und Aufklärers gewesen, nach dem unsere Schule benannt wurde.

Diese Auszeichnung ist das Ziel eines langen Weges, den wir seit Dezember 2019 gegangen sind und wir freuen uns, ihn mit euch feiern zu können.

Damals besuchten Vertreter unserer Schule die Konferenz der Botschafterschulen des Europäischen Parlamentes in Berlin, und die Idee, an einem europäischen Konzept mitzuwirken und unser Schulprofil in Bezug auf Europa zu stärken, war geboren.

Weiterentwickelt, vorangetrieben und unterstützt wurde diese Idee vor allem durch Frau Boesing, Herrn Miska und durch unsere ehemalige Schulleiterin. Wir wollen die Gelegenheit an dieser Stelle nutzen, uns für diese besondere Unterstützung und Mitwirkung zu bedanken.

Im vergangenen Juni wurde unsere Schule als Botschafterschule des Europäischen Parlamentes zertifiziert. Botschafterschulen stehen in engem Kontakt mit anderen am Projekt beteiligten Schulen in ganz Europa. Es ist jedoch nicht nur ein Bündnis untereinander, es gibt den Schülern auch die Möglichkeit, an Fahrten und Projekten teilzunehmen und soll Beteiligte mehr für Europa sensibilisieren.

Bei unserer Arbeit konnten wir auf die rege Unterstützung aus dem EU-Parlament zählen und bedanken uns an dieser Stelle auch beim Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Dr. Christian Ehler.

Durch unsere vielfältigen Aktivitäten wollen wir das europäische Profil unserer Schule stärken und weiterentwickeln und die europäische Idee an unserer Schule lebhafter gestalten.

Wir, das sind die sogenannten Europa-Junior- und Seniorbotschafter, riefen dafür einen Instagram-Account ins Leben, auf dem wir über Aktions- und Gedenktage berichteten oder auch Wissenswertes posteten. So machten wir europapolitische Debatten, Initiativen und Veranstaltungen für die Schülerschaft transparent. Jeder der wollte, konnte auf diese Weise ein indirekter Teil unseres Projektes werden.

Zusätzlich zu dieser digitalen Arbeit nahmen wir an einer Reihe von Veranstaltungen und Wettbewerben teil und traten mit anderen Europaschulen in Kontakt. In unserem Schulgebäude gestalteten wir das Yourope-LAB, eine Europaecke, in der die Möglichkeit besteht, die Pause zu verbringen, ins Gespräch zu kommen und sich über die EU zu informieren.

Am 14.06. diesen Jahres wurden wir Botschafterschule des Europäischen Parlamentes. Heute werden wir als Europaschule des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Diese zentralen Ereignisse bedeuten für uns jedoch keinesfalls das Ende unserer Arbeit. Es ist vielmehr ein Etappenziel, dass es uns ermöglicht, in Zukunft besser, verbundener und vor allem wirksamer arbeiten zu können. Und es ist für uns natürlich eine große Ehre und Würdigung unserer Arbeit.

Gerade in Zeiten von Corona, in Zeiten der politischen Spaltung, zusammenzuhalten, ist für den Fortbestand der europäischen Idee von großer Bedeutung. Wie wichtig es ist, als geeintes, starkes und wertetreues Europa aufzutreten, ist gerade im Kontext der schrecklichen Geschehnisse des letzten Jahrhunderts offensichtlich.

Dem Hass, der Intoleranz und der Gewalt, die heute wie damals brandaktuell ist, gilt es durchsetzungsstark, entschlossen und mutig entgegenzutreten. Die europäische Idee zu schützen, ist unsere Aufgabe. Die Sensibilisierung für Europa ist dafür elementar.

Herzlichen Dank!

 

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Rede von Lena Boesing und Gesine Dannenberg zur Verleihung der Auszeichnung "Europaschule des Landes Brandenburg" am 06.10.2021

Lieber Stefan, lieber Afou,

ganz herzlichen Dank für eure eindringlichen Worte und die Einladung an uns alle, Europa nicht als selbstverständlich zu begreifen. Ihr und euer Team der Juniorbotschafter geht dafür als Beispiel voran: Ihr tragt Europa nach außen - heute auch wieder deutlich sichtbar in Blau und Gelb - und engagiert euch für die Idee einer gelebten europäischen Gemeinschaft. Dafür einen großen Applaus!

Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Frau Nix, sehr geehrte Frau Büttner, sehr geehrte Frau Dr. Gnadt,

eine Auszeichnung wie die heutige verlangt in der Regel besondere Anstrengungen: Wie stets bei Urkunden geht es darum, eine bestimmte Leistung zu erbringen, etwas zu beweisen.

ES-08 Als Herr Miska und ich uns – angespornt von den Schülern – an die ehrgeizige Bewerbung gemacht haben, haben wir uns angeschaut und gesagt: "Oh je, was müssen wir jetzt eigentlich alles tun, um die Auszeichnung der 'Europaschule des Landes Brandenburg' zu erhalten?"

Aber dann haben wir realisiert, wie groß die Anstrengungen an dieser Schule längst sind! Kurz: Den 'Geist Europas' trug die Voltaireschule schon lange in sich, ohne das jedoch groß vor sich herzutragen. Wir haben es eben einfach gemacht.

Was will ich damit ausdrücken?

Ein europäisches Profil lässt sich nicht von heute auf morgen erfinden und wird nicht durch ein Siegel geschaffen. Bei uns haben sich europäische Werte über die Zeit im täglichen Miteinander, im Engagement von Schüler/innen und Kolleg/innen etabliert. Und somit brauchte es kaum mehr, als all das Vorhandene für diese Bewerbung zusammenzustellen. Aber was verbindet uns in all dem, was wir tun? Was ist denn eigentlich dieser europäische Geist ganz konkret?

Wir haben mal geschaut, wie das die Menschen in Europa eigentlich so sehen. Auf die Frage, welche Werte am besten die Europäische Union vertreten, antworteten die meisten Befragten in einer Umfrage zunächst mit:

  1. Frieden! Wo, wenn nicht dort, legen Voltaireschüler nicht den Grundstein für Frieden, wo sie gemeinsam mit Franzosen in St. Germain beim Abendessen den französischen Käse probieren? Oder wenn Schüler und Lehrer aus Herzliya und Potsdam am Strand von Tel Aviv gemeinsam aufs Meer schauen? In solchen und vielen weiteren Begegnungen und Austauschen schaffen wir Verständnis füreinander, und Gelegenheiten, Gemeinsamkeiten zu finden. Unsere Abibac-Klassen, von denen heute eine Klasse auch anwesend ist, bereiten sich ja sogar auf ein französisches Abitur vor, vielleicht sogar ein Studium in Frankreich!

  2. Als Nächstes nannten die Befragten Demokratie. Demokratie muss man machen. Ihr alle habt z.B. aktiv die Juniorwahlen an unserer Schule durchgeführt. Einige haben sogar vor Kurzem eine Sitzung des Europäischen Parlaments simuliert. Aber auch unsere sehr aktive Schülervertretung (inkl. Klassensprecher/innen) zeigt, was das Einstehen für eure Interessen und die Mitwirkung in der Schule für einen Unterschied macht.

  3. Weitere europäische Werte, die genannt wurden, waren: Solidarität, Freiheit des Einzelnen und Toleranz. Diese Werte prägen auch unser Schulleben. Beispielsweise in der regelmäßigen Arbeit unserer SoR-Gruppe, die vor nicht langer Zeit eine Aktionswoche gegen Hate Speech organisierte. Oder: Unsere queer-Gruppe setzt sich für sexuelle Vielfalt ein! Oder: Der im letzten Jahr erstmalig ins Leben gerufene 'Voltairepreis'. Ihr erinnert euch: Diesen Preis erhielt Caroline aus der 13. Klasse für ihren Podcast zum Thema "Fluchtgeschichten". Auch die Nominierungen anderer Schüler/innen zeigten, mit welcher Hingabe sie sich in ihrer Freizeit für andere Menschen einsetzen und engagieren.

Wir finden: All das wird hier getragen von Werten, die wir wagemutig "europäisch" nennen können. Trotzdem: Wie weit diese Werte tragen und wo wir auch Grenzen ziehen, ist ein nicht abgeschlossener Prozess. Wo hat, wo zieht Europa Grenzen? Wir sehen ja auch in politischen Auseinandersetzungen, dass: Frieden wollen und echten Frieden schließen, Demokratie und Toleranz einfordern und Demokratie und Toleranz leben, Solidarität preisen und sie wirklich praktisch machen, nicht immer eng beieinander stehen.

Aber deshalb kommt es eben auch auf uns an. Jeden Tag. Wir alle leben in diesem Europa. Wir bestimmen mit, was das heißt. Und wir fangen hier an – in unserer Schule.

Wir sind verdammt stolz auf unsere Schule, auf euch, liebe Schülerinnen und Schüler, und auf unsere Kolleginnen und Kollegen. Voltaire lebt Europa!

Liebe Frau Nix, Frau Büttner und Frau Dr. Gnadt, wir bedanken uns bei Ihnen, dass Sie das anerkennen.

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Fotos: A. Lehmann, G. Dannenberg