Aus der Luft gegriffen? Umweltaktivist und Fotograf J. Henry Fair zu Besuch

Wie Luftbilder über den Klimawandel aufklären

Der Montag nach den Herbstferien startete für die Seminarkurse der 12. Jahrgangsstufe mit einem Besuch des Fotografen J. Henry Fair. Der US-Amerikaner macht farbenfrohe Bilder, vor allem Luftaufnahmen. Ohne Hintergrundinformationen würde man wohl kaum erkennen, was diese Werke zeigen: menschengemachte Umweltzerstörung. "Ironisch" nennt er seine Bilder, dabei meint er das Paradoxe, das diese Dissonanz an Schönheit und Schrecken an sich hat. Henry Fair sieht seine Bilder als Kunst. "Art has to have a Message".

Für ihn ist wichtig, dass seine Bilder zeigen, was noch immer viele leugnen: den menschengemachten Klimawandel. Auch wenn er diesen mit seinen Bildern nicht beweisen kann, so könne man dennoch nicht leugnen, was auf ihnen zu sehen ist. "Niemand kann sagen, dass in diesem Fluss kein Öl ist, denn man sieht das Öl."

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"Discussion has failed", sagt er in Bezug auf den Klimawandel. Gerade in seiner Heimatstadt, im Süden der USA, sähe man, wie Menschen nicht bereit wären, das Offensichtliche zu akzeptieren. 40 Tage im Jahr stünde die Stadt unter Wasser, dennoch wolle der Großteil der Einwohner nichts vom Klimawandel hören. Henry Fair versucht mit seinen Bildern genau an diesen Stellen Türen zu öffnen; dort, wo es mit Worten nicht gelang.

Uns berichtet er während der Stunde auch, wie sein Leben sich durch die Arbeit verändert hat. Er versucht, ohne Plastik zu leben, nicht nur wegen des Abfalls und des Verbrauchs an endlichen Ressourcen wie Erdöl, der mit Produktion und Verwendung von Plastik einhergeht, sondern auch wegen verschiedener Stoffe in Plastikartikeln, die zur Veränderung des Hormonsystems beim Menschen beitragen. Außerdem bat er uns, ausschließlich "Happy meat" zu verzehren und damit nicht die Abholzung und Verbrennung des Amazonasregenwaldes zu fördern.

Wichtig war ihm auch, uns zu zeigen, dass eben doch jeder Einzelne etwas tun kann. Am besten sähe man dies am Hambacher Forst, bei dem nach Protesten schließlich die Rodung des Waldes zugunsten eines Braunkohletagebaus gestoppt worden sei.

Henry Fair geht es darum, dass die Menschen über ihr Handeln nachdenken. Überall gäbe es größere Kausalzusammenhänge. Am Beispiel des Abbaus von Rohstoffen für unsere Smartphones versuchte er uns schließlich einen dieser Zusammenhänge darzustellen; denn was uns verborgen bleibt, sind die bürgerkriegsähnlichen Zustände um die Minen, in welchen die Rohstoffe für unsere Handys gewonnen werden: "Is there one woman dying per phone? No. One per ten? Maybe. One per twenty? Yes, could be."

Beim Klimaschutz gehe es aber auch nicht darum auf alles zu verzichten, nur müsse man sich überlegen, ob man z.B. das neueste Handymodell bräuchte, wenn das alte noch funktioniere. Er selber gibt zu, dass auch er nicht vollständig klimafreundlich lebe. Besonders seine vielen Flüge, die schon allein für die Luftaufnahmen seiner Bilder nötig seien, hätten negative Auswirkungen auf seine Klimabilanz; er versuche allerdings, seine Flüge soweit zu minimieren wie möglich.

Schlussendlich richtete er den Appell noch einmal direkt an uns Schülerinnen und Schüler: Wir sollen uns doch bitte noch einmal gut überlegen, was wir nächsten Freitag vorhätten.

Lena R., Jg. 12 (Organisation der Veranstaltung: Dieter Urban; Fotos: Björn Nölte)