NaWiTa's oder: Vom Organ zum Dauerpräparat

Was sich anhört wie eine neue Orangensorte, bedeuten an der Voltaireschule drei naturwissenschaftliche Tage, an denen die Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs einen Crashkurs zu Beginn des Schuljahres in der gewählten Naturwissenschaft und in Mathematik durchliefen. Sie besuchten außerdem eine Vorlesung an der Uni Potsdam und exkursierten in diverse wissenschaftliche Institute, um die hohe Vernetztheit der Naturwissenschaften zu erfahren.

In der Gesundheitsakademie, dem Kooperationspartner unserer Schule, machten einige SuS besondere Erfahrungen, die man nachstehend nachlesen kann.

Bianca Tosch, JGL 11 (Text & nachstehendes Foto)


Vom Organ zum Dauerpräparat

Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Dessen bewusst machten sich die SuS der Projektgruppe rund um Frau Tosch zum Abschluss der Naturwissenschaftlichen Tage (kurz: NaWi-Tage) am Morgen des 15. August 2019 auf den Weg zur Gesundheitsakademie Potsdam des Ernst-von-Bergmann Klinikums.

Hier wurden wir herzlich von Frau Gerhard empfangen. Sie ist eine Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin (MTLA) und arbeitet in der Akademie unter anderem als Lehrerin für angehende MTAs (medizinisch-technische AssistentInnen).

Bevor sie uns erzählen konnte, was uns in den nächsten Stunden erwarten würde, ging es aber erst einmal zum Einkleiden. Durch die hellgelben Kittel entstand nicht nur ein gewisses Grace-Anatomy-feeling, sondern dies war vor allem dem medizinischen Arbeitsschutz geschuldet, insbesondere in Bezug auf den Kontakt mit menschlichen Organen.

Nachdem unsere Sachen im Nebenraum verstaut und die Kittel zugebunden waren, begaben sich also Frau Tosch und eine Handvoll eher schlecht als recht qualifizierter "Aushilfsärzte" in küchenfarbenen Laborkitteln in die gute Stube eines jeden emsigen MTLAs – das Labor.

Noch konnte niemand ahnen, was die weißen Eimer auf der linken und die abgedeckten Geräte auf der rechten Seite für uns bereithalten sollten, doch nachdem auch die weniger frühen "Vögel" eingetroffen waren, konnte es ja richtig losgehen.

Nach kurzer Vorstellung und Begrüßung begann unsere kleine Reise mit dem Titel "Vom Organ zum Dauerpräparat". Ob Herz, Lunge, Rückenmuskel, Darm oder Gallenstein: In den weißen Eimern gab es nichts, das es nicht gab, und so durften wir erfahren, wie sich ein Tumor anfühlt (selbstverständlich nur mit Handschuhen), wie eine Raucherlunge aussehen kann und bestaunten sogar einen Eierstock mit Tumor "Kai-Uwe", der durch Schüler der Akademie zu diesem Namen kam. Ein Gehirn hatte Frau Gerhard laut eigener Aussage übrigens auch schon bestellt. Wer mochte, durfte alles anfassen und Fragen waren jederzeit erwünscht – wirklich spannend.

EvBNawiTage Eben noch an der Lunge gefühlt, machten wir danach eine kleine Pause; und wem der Appetit nicht gerade vergangen war, der biss beherzt ins Pausenbrot.
Danach ging es spannend weiter: Ein Beamer brachte an die Wand, was Frau Gerhard unter dem Mikroskop sehen konnte, und zeigte auf Zellebene, was wir zuvor als ganze Organe betrachten und betasten konnten. So boten sich uns faszinierende Bilder von Leber, Darm und Lunge, Speiseröhre und Magen. Wir lernten zwischen krebskrankem und gesundem Gewebe zu unterscheiden, wurden mit Bildern von Teerablagerungen in der Lunge konfrontiert und konnten auch unser bisheriges Wissen im Bereich der Zytologie (Zellbiologie) anwenden.

Doch wie geht das, ein Organ unter dem Mikroskop zu betrachten? Diese Frage wurde uns zum Schluss beantwortet, und so lernten wir ein besonderes und nicht ganz ungefährliches Gerät, das Mikrotom, kennen, mit dem Dauerpräparate angefertigt werden. Im Prinzip sind das jene kleine Glasplättchen, zwischen denen sich jeder in der SEK I schon einmal die Zellen einer Zwiebelhaut angeschaut hat, nur eben dauerhaft haltbar (was es möglich macht, Präparate aus den 1950er-Jahren noch heute für Forschungszwecke zu verwenden).

Zur Herstellung eines solchen Präparats schneidet bzw. hobelt man mit dem Mikrotom von einem Paraffinblock eine hauchdünne, kleine Schicht ab. Der Schnitt wird in einigen folgenden Schritten, auf die wir nicht näher eingegangen sind, auch noch entwässert, auf seine Eignung hin überprüft, gefärbt und entgast, bevor er endgültig eingedeckt wird und dann in Form eines Präparats vorliegt.

Netterweise durfte jeder von uns ein Magen-, Blinddarm- und Dünndarmpräparat mitnehmen, auf welche in den kommenden Biologiestunden bestimmt auch noch näher eingegangen wird.

Wir bedanken uns herzlich beim Team der Gesundheitsakademie und ganz besonders bei Frau Gerhard für diese einmalige Gelegenheit, einen so spannenden Eindruck von der Histologie und der Arbeit der MTLAs bekommen haben zu dürfen. Und wer weiß, vielleicht verschlägt es ja den einen oder anderen in der beruflichen Zukunft in genau diese Richtung.

Kilian B., Jahrgang 11 (Text), Bianca Tosch