Politische Debatten zum Frühstück

Der PB-Kurs des Jahrgangs 13 diskutierte im Rahmen der Exkursion in den Brandenburger Landtag am 13.03.2019 über Bildungsgerechtigkeit, "Respekt-Rente" und den Sinn und Unsinn von Noten.

Herrscht eigentlich Bildungsgerechtigkeit in der Bundesrepublik Deutschland? Diese Frage hatten sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht gestellt und sich dabei mit verschiedenen Faktoren auseinandergesetzt, die darüber Auskunft geben können, ob man benachteiligt wird oder nicht – darunter das Geschlecht, das Einkommen der Eltern oder der Migrationshintergrund der SchülerInnen. Studienergebnisse wurden analysiert, die darauf hinwiesen, dass sich für echte Bildungsgerechtigkeit noch einiges tun muss. Da jene, die über die Ausgestaltung des Bildungssystems entscheiden, die Abgeordneten des Brandenburger Landtags sind, entschied sich der Kurs dafür, eine Exkursion in den Brandenburger Landtag zu unternehmen und mit den bildungspolitischen SprecherInnen der verschiedenen Fraktionen ins Gespräch zu kommen.

Der Besuch im Parlament begann mit einem Frühstück beim Bäcker, morgens um halb neun. Gemeinsam mit den LehrerInnen Frau Dannenberg und Herrn Haffner bereiteten sich die SchülerInnen inhaltlich noch einmal vor. Eine kontroverse Debatte über den Sinn von Noten entstand, wobei Rosa und Leo anbrachten, dass es ihnen an der Montessori-Schule sehr gut getan hatte, keine Noten bis zur neunten Klasse zu bekommen. "Verständlich. Doch wenn wir Noten abschaffen würden, wo bliebe dann die Vergleichbarkeit?", fragte Loïc.

10:00 Uhr, Tagesordnungspunkt eins: Aktuelle Stunde. Der Kurs verfolgte die Debatte gespannt. Beantragt hatte die SPD-Fraktion das Thema "Respekt-Rente". Das Für und Wider dieses politischen Vorschlags hatten die SchülerInnen am Morgen ebenfalls diskutiert. Wer in Deutschland mindestens 35 Jahre gearbeitet habe, dennoch aber eine Rente erhalte, von der keiner leben könne, verdiene entsprechenden Respekt – somit einen finanziellen Bonus, so die SPD. Die CDU hielt wenig von der Debatte im Landtag, weil es ein Bundesthema sei, stimmte jedoch immerhin zu, dass man sich dieses Problems annehmen solle. DIE LINKE rechnete vor, dass 8,6 Millionen Menschen in Deutschland von einer Rente unter 800 Euro lebten. Es brauche eigentlich eine solidarische Mindestrente von 1.050 Euro, die Respekt-Rente sei noch zu wenig. Die AfD kritisierte, dass die SPD all dies längst hätte tun können und forderte dazu auf, beispielsweise die Geburtenrate in Deutschland anzuheben. Die Grünen fragten zuletzt, ob von dieser Art Rente nicht eher klassisch westdeutsche Biografien profitieren würden, kaum aber ostdeutsche. Ein Gesamtkonzept sei nötig.

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"Schade, dass wir nicht länger zuschauen konnten. Ich fand’s richtig spannend", sagte Pauline kurz danach. Charlotte hatte schon vor Beginn der Plenarsitzung gefragt, inwiefern es denn berücksichtigt werde, wenn Menschen durch längere Krankheit aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. Diese Frage ließ die SPD im Plenum tatsächlich noch unbeantwortet.

Für das Gespräch waren alle Fraktionen angeschrieben worden. Es kamen schließlich Kathrin Dannenberg (DIE LINKE) und Simona Koß (SPD). Während der Plenarsitzungen müssen Abgeordnete spontan entscheiden, ob sie die Sitzung verlassen können – wichtige Abstimmungen ermöglichen es nicht immer, mit Besuchergruppen in der Zeit zu sprechen.

Loïc interessierte sich gleich für das Pilotprojekt der Gemeinschaftsschulen, welches ja ab 2017 geplant war. Dannenberg berichtete von fast 200 Schulen im ganzen Land Brandenburg, die als "Schulzentren" das gemeinsame Lernen verfolgten. Gutes gemeinsames Lernen brauche natürlich entsprechende Ressourcen. Eine Auswertung des Projektes laufe derzeit.

Und noch weitere Themen waren Teil der Gesprächsrunde. Rosa machte deutlich, dass ihr die schulischen Inhalte manchmal sehr weit weg vom wahren Leben vorkämen. Analysen und Erörterungen seien sicher wichtig, aber später im Leben doch weniger relevant. Auch die Frage über den Sinn und Unsinn von Noten kam erneut auf. Koß sprach sich für Kriterienraster aus, die bisher in der Grundschule erfolgreich genutzt würden. So oder so ähnlich könne das vielleicht irgendwann einmal in den oberen Klassen aussehen, wenngleich das noch Zukunftsmusik sei und eine gesellschaftliche Debatte erfordere, sagten beide.

"Der Tag war super", sagte Marvin später auf dem Weg zur Kantine. Zum Abschluss gab es hier für alle noch ein vom Landtag gesponsertes Mittagessen.

Gesine Dannenberg, FBL Politische Bildung
Fotos: Anna-Lena S.